Der Legende nach konnten die Tokajer Winzer in der Mitte des 16. Jahrhunderts wegen drohender Kriegsgefahr durch einfallende Türken nicht zur Lese in die Weinberge gehen. Die Trauben blieben einige Wochen länger an den Rebstöcken und wurden von Edelfäule befallen. Die vermeintlich verdorbene Ernte wurde die Geburtsstunde des Tokajer Aszú ... In der Tat wurde der Tokajer Aszú bereits im 16. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt. Die Herstellung von Weinen aus edelfaulen Trauben war demnach bereits zu dieser Zeit schon übliche Praxis. Durch polnische und jüdische Händler wurde der Tokajer Aszú schnell an mehreren königlichen Höfen bekannt.
Fürst Rákóczi II. war Anfang des 18. Jahrhunderts der größte Weinbergbesitzer der Region. Er setzte den Tokajer als diplomatisches Mittel im Freiheitskampf gegen die Habsburger ein. Mit großzügigen Weingeschenken versuchte er den Sonnenkönig Ludwig XIV., Friedrich I. von Preussen und den russischen Zaren Peter der Große für seine Pläne zu gewinnen. Der Aufstand scheiterte 1711, doch den Wein vergaßen die Monarchen nicht. Der russische Zarenhof richtete in der Region eine eigene Weinkauf-Kommission ein, um regelmäßige Lieferungen nach Russland sicherzustellen. Seine Glanzzeit erreichte der Tokajer in der Mitte des 18. Jahrhunderts.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fiel der Handel zurück. Gründe dafür waren die Teilung des wichtigsten Handelspartners Polen, der Abzug der russischen Weinkaufkommission und die Behinderung des Handels durch die Habsburger. Viele Weingüter verfielen oder gingen in die Hände neuer, wenig engagierter Besitzer über. Der Wert des Aszús stieg jedoch, weil es immer schwerer wurde, ihn zu bekommen. Mit der Reblausplage in den 1880er Jahren, die fast die gesamte Rebfläche vernichtete, erreichte der Tokajer Weinbau schließlich seinen Tiefpunkt. Mehrere Genossenschaften und Vereinigungen widmeten sich um die Jahrhundertwende der Wiederbelebung und Förderung der Weinkultur, bis der Absatz wegen des ersten Weltkrieges erneut in eine kritische Lage geriet. Anfang der dreißiger Jahre betrug die Weinausfuhr gerade einmal fünf Prozent der Gesamtproduktion.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die privaten Weingüter enteignet. Die Verstaatlichung hatte eine Zurückdrängung der Qualitätsweinherstellung zur Folge. Mit der Wende trat der Tokajer Wein einen neuen Siegeszug an. Zunächst kamen Investoren u.a. aus Frankreich, Spanien, Deutschland und England, aber auch engagierte örtliche Winzer haben in guten Lagen Rebflächen und Keller gekauft. Die guten Lagen wurden mit der Zeit so zerteilt, dass nur kleinere Erzeuger hierfür Interesse zeigen. Dadurch kann der Weinfreund mittlerweile hervorragende Aszús aus guten Lagen auch von kleinen und mittelgroßen Betrieben bekommen.